Bis zur Premiere der Passionsspiele am 16. Mai 2020 in Oberammergau sind es noch sechs Monate. Doch hinter den Kulissen werden schon lange Kostüme genäht und Kulissen gebaut. Spielleiter Christian Stückl arbeitet derzeit an der aktuellen Textfassung des Stücks über das Leiden und Sterben Jesu Christi. Mit der Leseprobe am 7. Dezember beginnt im traditionellen Holzschnitzort dann auch offiziell die heiße Phase.

Die Darsteller der Passionsspiele warten schon gespannt auf das Skript. Bis jetzt hatte es von ihnen noch niemand in den Händen, denn Christian Stückl wird die rund hundert Seiten Text erst zur Leseprobe mitbringen. Vorfreude und ein bisschen Lampenfieber wird sich dann wohl im Kleinen Theater in Oberammergau breit machen, in dem die 120 Dorfbewohner mit Sprechrollen am Abend zusammen kommen. „Die Leseprobe ist immer spannend und für uns der Startschuss, in die Rollen hinein zu finden “, sagt Frederik Mayet, der zum zweiten Mal den Jesus spielt.

Egal ob die Darsteller einen großen Part wie Jesus, Maria und Judas oder einen kleineren Part mit nur einem Satz übernehmen – Stückl, der bereits zum vierten Mal Spielleiter ist, legt Wert darauf, dass alle den Text gemeinsam durchgehen. Das kann dann schon mal ein paar Stunden dauern. Weil das Gemeinschaftsgefühl im Vordergrund steht, dürfen Journalisten maximal die ersten 30 Minuten dabei sein und kurze Interviews führen. Danach heißt es wieder volle Konzentration und proben, proben, proben. Für den Spielleiter und die Hauptrollen bis zu sieben Tage die Woche – und das bis zur Premiere am 16. Mai. Also Ausnahmezustand im Ort Oberammergau, wo seit 1634 alle zehn Jahre die Passionsspiele aufgeführt werden. Hintergrund ist ein Gelöbnis zu Pestzeiten: Damals schwor die Dorfbevölkerung Gott, in jedem zehnten Jahr das Leiden und Sterben Christi aufzuführen, wenn niemand mehr dem „schwarzen Tod“ erliegen würde.

Die ersten Monate trifft man sich zur Probe im Kleinen Theater. Das Passionstheater – die größte Freiluftbühne mit überdachtem Zuschauerraum weltweit – ist unbeheizt und daher zu kalt. Doch ab Februar müssen die Laien-Schauspieler trotz eisiger Temperaturen auf die große Bühne gehen. Denn um die Massenszenen einzustudieren, braucht es Platz: insgesamt spielen rund 2400 Menschen mit, darunter über 500 Kinder.

Die Grundfarbe der Bühne wird dieses Mal auch als Grundfarbe der Kostüme für das Volk dienen. „Das Volk muss in die Bühne integriert werden und optisch in den Hintergrund rücken, damit die Hauptfiguren vorne gut zur Geltung kommen“, sagte Stefan Hageneier bei der Vorstellung der ersten Kostüme und Bühnenbilder am 15. November in Oberammergau. Hageneier ist bereits zum dritten Mal für Bühne und Kostüme verantwortlich und fand seine Inspirationen auch diesmal in Indien: Die Stoffe, die die Schneiderinnen in der zum Passionstheater gehörenden Werkstatt verarbeiten, wurden teilweise selbst von Hand bedruckt.
Die Dorfbewohner stemmen die 103 Vorstellungen aus eigener Kraft – vom Kind bis zum Greis, von der Garderobiere bis zum Hauptdarsteller. Die Leidenschaft der Bevölkerung für ihr Spiel, die Kombination von Tradition und Moderne sowie das imposante Passionstheater ziehen seit Jahren hunderttausende Zuschauer aus alle Welt an. Auch 2020 zu den 42. Passionsspielen werden wieder rund 450.000 internationale Besucher erwartet. Wer dabei sein möchte oder noch ein Weihnachtsgeschenk für seine Lieben braucht: Karten können sowohl einzeln als auch im Paket mit Essen und Übernachtung(en) erworben werden. Online unter www.passionsspiele-oberammergau.de, telefonisch unter +49 (0) 8822 83 59 330, per E-Mail unter info@passionsspiele-oberammergau.de und persönlich in der Oberammergauer Geschäftsstelle der Passionsspiele, Dorfstr. 3.

Die Einzelkarten kosten zwischen 30 und 180 Euro (sechs Kategorien); die Arrangements gibt es mit einer Übernachtung (ab 294 Euro pro Person im Doppelzimmer) oder zwei Nächten (ab 394 Euro pro Person im Doppelzimmer) in verschiedenen Hotel- und Ticketkategorien zur Auswahl.

Ein Vorgeschmack auf die Passion 2020 gibt es im Trailer.

Veranstaltungs-Tipp: Jugendtage im Passionstheater von 7. bis 10. Mai 2020
Am Wochenende vor der Premiere finden erstmals in der fast 400-jährigen Geschichte der Passionsspiele in Oberammergau Jugendtage statt. Die Veranstalter rechnen mit mehr als 8000 jungen Besuchern aus der ganzen Welt. Das Angebot richtet sich an alle Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 26 Jahren. Sie sind eingeladen an den Generalproben am 8. und 9. Mai teilzunehmen, Tickets hierfür sind schon ab 8 Euro erhältlich. Neben einem Rahmenprogramm der katholischen und evangelischen Kirchen, einem Ökumenischen Gottesdienst am Samstag und einem Friedensgebet am Sonntag, wird es auch Einführungen ins Spiel und Gespräche mit den Darstellern geben. Spielleiter Christian Stückl will sich mit diesem Projekt bewusst an alle Konfessionen und Nationalitäten richten und so den interkulturellen und interreligiösen Austausch fördern. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es gegen eine Schutzgebühr von 5 Euro in Gemeinschafts- oder Privatunterkünften oder im Rahmen eines Arrangements. Das Paket mit Ticket plus Unterkunft in Ferienwohnung, Pension oder Hotel ist ab 31 Euro buchbar.

Weitere Infos
Passionsspiele Oberammergau, Ludwig-Thoma-Straße 10, 82487 Oberammergau,
Tel.: +49 8822 949 8852, Fax: +49 8822 949 8856, presse@passionsspiele-oberammergau.de, www.passionsspiele-oberammergau.de

 

 

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